Fritz Heidorn
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Zweiter Teil der neuen Serie bei zukunftskulturen.de über die Chancen und Risiken der Schaffung künstlicher Intelligenzen durch die Menschheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Wir stellen verschiedene Utopien und Dystopien vor und diskutieren wissenschaftliche Erkenntnisse und fiktive Erzählungen, mit denen sich Autorinnen und Autoren in unterschiedlichen Diskursen zu diesem kontroversen Zukunftsthema geäußert haben.
Künstliche Intelligenz im Einsatz
Unser Alltagsleben ist bereits heute ohne Roboter, Computer und das Internet nicht mehr vorstellbar. Wir sind als Gattung Mensch von der intelligenten Technik abhängig geworden. Das World Wide Web wurde 1989 konzipiert und im Jahre 1993 allgemein zugänglich – und es wird zunehmend genutzt. Im Jahre 1997 besiegt der Computer „Deep Blue“ im Schach den Weltmeister Garri Kasparow, in einem Wettkampf aus sechs Partien unter Turnierbedingungen. Künstliche Intelligenzen gewinnen inzwischen nicht nur bei allen möglichen Spielen gegen Menschen, sie steuern auch als Algorithmen und künstliche neuronale Netze die Aktienmärkte und Wirtschaftsprozesse dieser Welt. Ohne diese einfachen künstlichen Intelligenzen der Gegenwart würde die industrielle Produktion zusammenbrechen und die weltweite Kommunikation nicht mehr funktionieren.
Andererseits sagen viele Kritiker, dass die heutigen künstlichen Intelligenzen, die in Computern, Steuereinheiten und unzählige Maschinen stecken, eigentlich dumm sind und außer ihren einprogrammierten Steuerungsbefehlen nichts wirklich können würden – jedenfalls nicht rational denken, Wahlmöglichkeiten treffen, entscheiden, ein eigenes Bewusstsein entwickeln und dann die Macht über die Menschheit übernehmen, wie die düsteren Dystopien prophezeien. Jedenfalls seien diese Maschinen noch unendlich weit von einer Bewusstseinswerdung entfernt und manche Kritiker zweifeln sogar an, ob es künstlichen Maschinen überhaupt jemals gelingen könnte, sich ihrer selbst bewusst zu werden und vernunftbegabt Entscheidungen zu treffen.
Wenn dies allerdings irgendwann einmal tatsächlich gelingen würde, wäre die Menschheit mit der dritten externalisierten Konfrontation des Humanen nach Gott und den Außerirdischen konfrontiert: mit der durch den Menschen geschaffenen, seinen Schöpfern möglicherweise weit überlegenen künstlichen Vernunftwesen, den KIs oder AIs, also den künstlichen oder artifiziellen Maschinen-Intelligenzen.
In den nächsten Folgen unserer neuen Serie werden wir wissenschaftlich-technische Ergebnisse und literarische Fiktionen vorstellen, die uns Leserinnen und Lesern ein bisschen Aufklärung über den Sand der Dinge und das Mögliche des Erwartbaren zeigen, damit wir uns ein eigenes Urteil bilden können. Bis dahin weisen wir auf einen Urahn der fiktionalen Darstellung einer KI hin, den Computer HAL9000 aus dem Science-Fiction Meisterwerk aus dem Jahre 1968 von Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke: 2001: Odyssee im Weltraum.
HAL9000 – der Urahn der künstlichen Intelligenz im Film
Am Anfang des Films wird HAL9000 von einem Reporter über seine Leistungsfähigkeit befragt. Die KI antwortet:
„Die Serie 9000 ist vollkommen makellos.“ „Kein Computer der Serie 9000 hat jemals einen Fehler gemacht oder unklare Informationen gegeben.“
Zur Frage nach der Zusammenarbeit mit den menschlichen Besatzungsmitgliedern sagt die KI:
„Haben Sie jemals darunter gelitten, dass Sie, trotz Ihrer enormen Intelligenz, von Menschen abhängig sind, um Ihre Aufgaben ausführen zu können?“ – „Nicht im Geringsten. Ich arbeite gern mit Menschen.“
Am Ende des Films, als die künstliche Intelligenz abgeschaltet wird, weil sie die menschliche Besatzung töten wollte, um nach ihrer eigenen verqueren Logik ihren Auftrag ausführen zu können, hören wir die eigentümlich menschlich klingenden Worte der künstlichen Intelligenz:
„Ich habe Angst, Dave. Dave, mein Gedächtnis… Mein Gedächtnis schwindet. Ich spüre es.“
Darum wird es in unserer neuen Serie gehen: KI – Angst oder Hoffnung?