Zeit für Science-Fiction 3

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Narrative zum Klimawandel

Fritz Heidorn

Seit einigen Jahren wird das Thema des Klimawandels in der Literatur neu kontextualisiert und erste Studien über solche Werke kommen auf den Markt. Sie fingieren manchmal unter dem Stichwort „Ecocriticism“, einem interdisziplinären Ansatz, in dem die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur beschrieben und analysiert werden. Astrid Bracke, Dozentin für englische Literatur an der De HAN University of Applied Sciences, Nijmegen, The Netherlands, hat eine der ersten Studien über diese neu aufkommende Literaturgattung geschrieben: „Climate Crisis and the 21st-Century British Novel“ (2018). Sie untersucht zwölf Werke, die das wachsende kulturelle Bewusstsein an der Klimakrise reflektieren.

Foto: F. Heidorn, aufgenommen in San Francisco am 26. Oktober 2019

Harald Welzer schreibt in seinem Buch „Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“ (2008): „das gesamte Problem des Klimawandels [sei] als ein kulturelles [zu] definieren“, mit dem für eine bessere Gesellschaft gestritten werden soll und in der das Kriterium der Reversibilität eine entscheidende Rolle spiele. Nicht bessere Technik könne das Problem lösen, sondern die Verständigung über eine neue kulturelle Teilhabe an den Risiken und Chancen des Klimawandels. Die Teilnahme an einem solchen kulturellen Diskurs in die nahe und weitere Zukunft müsse mit der Methode der „antizipierten Retrospektion“ (Alfred Schütz) vorgenommen werden – oder in der grammatischen Form des Futurum II ausgedrückt: Es wird gewesen sein!

In einer Literaturstudie über Fiktionen zum Anthropozän untersucht Adam Traxler, unterstützt durch einen Forschungsauftrag des „European Social Funds“ der europäischen Kommission für die University of Exeter in Großbritannien und veröffentlicht in der „University of Virginia Press“ in den USA eine Studie über „Anthropocene Fictions. The Novel in a Time of Climate Change“ (2015). Er untersucht die literarische Umsetzung des Klimawandels als das lang andauernde Erbe unserer Zeit und analysiert zahlreiche Erzählungen, die bereits über den menschengemachten Klimawandel im Zeitalter des Anthropozäns geschrieben worden sind.

In Deutschland erscheint im Jahre 2020 eine Anthologie mit Erzählungen deutscher Autorinnen und Autoren über mögliche Zukünfte im Zeichen der Erderwärmung, herausgegeben von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zeitschrift „EXODUS – Magazin für Science-Fiction-Stories und phantastische Graphik“. Der Band des Hirnkost Verlags heißt: „Der Grüne Planet. Zukunft im Klimawandel. Eine Anthologie“ (2020).